Mit dem frühen Tod von Werner Winzeler verliert die FDP Reiat eine ihrer markantesten Persönlichkeiten. Geprägt durch eine liberale Grundhaltung und den harten Kampf im Baugewerbe um Aufträge und oft gegen verzögernde gesetzliche Auflagen, setzte Winzeler sich vor allem gegen jede unnötige Einschränkung der freien Marktwirtschaft ein. Er war ein zupackender Mensch. Wenn er von einer Idee überzeugt war, so setzte er sofort alles dran, sie zu verwirklichen, mit seiner ganzen persönlichen Kraft, den Mitteln seiner Baufirma und gegen alle Widerstände. Auch seine Familie, vor allem seine treue Frau Rosmarie, unterstützten ihn dabei stets im Hintergrund. Als Gemeindepräsident (1993 – 2000) prägte er für Thayngen den Leitspruch: „Wir bieten alles ausser Bürokratie“. Auch wenn sich die gesetzlichen Vorschriften nicht umgehen liessen, so konnte er die Wege mit seinem Team wenigstens beschleunigen und damit den einen oder andern Konkurrenzkampf gewinnen. Wie in einer grossen Familie mit knappen finanziellen Mitteln stand bei ihm das Sparen in der Gemeinde weit oben in der Prioritätenliste. Jeder Posten des Haushaltsbudgets wurde kritisch hinterfragt, um Machbares von Wünschbarem zu trennen. Dass man sich damit nicht bei allen Lorbeeren verdienen konnte, nahm er der Sache wegen in Kauf.
Auch auf kantonaler Ebene wirkte Werner Winzeler in der Politik mit. Als Kantonsrat vertrat er Thayngen und den Reiat von 1092 bis 2003 in der Legislative, was ihm unter anderem auch direkte, unbürokratische Kontakte mit der Regierung ermöglichte.
Sein schönstes Ereignis als Gemeindepräsident war wohl die 1000-Jahrfeier im Jahr 1995. Sie bot dem Dorf Gelegenheit, auf die Geschichte zurückzuschauen, die ganze Bevölkerung in ein Fest einzubinden und mit ihr in die Zukunft zu schauen.
Wer Werner Winzeler persönlich näher kennen lernen durfte, entdeckte unter der nach aussen oft hart scheinenden Schale einen feinfühligen Freund, mit dem sich über Gott und die Welt diskutieren liess. Besonders das Segeln hatte es ihm angetan. Nun ist er auf seinen letzten Segeltörn aufgebrochen.